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ANOMALY


Buchstütze

Aus dem Lot: Auf den ersten Blick wirkt die Buchstütze „Anomaly“ wie ein Würfel, der diagonal in zwei identische Hälften durchschnitten wurde. Dabei...

Aus dem Lot: Auf den ersten Blick wirkt die Buchstütze „Anomaly“ wie ein Würfel, der diagonal in zwei identische Hälften durchschnitten wurde. Dabei ist der Kubus mit elf Zentimeter Kantenlänge alles andere als orthogonal ausgerichtet. Die Seitenflächen sind in einem Winkel von 15 Grad zur Seite geneigt, sodass eine namensgebende Anomalie entsteht. „Die Geometrie ist einfach, aber doch komplex“, bringt Martin Mostböck seinen Entwurf auf den Punkt. Die leichte Schrägstellung verleiht den Stützen Dynamik. Sie erweckt den Eindruck, als würden sich die marmornen Schwergewichte jeden Moment bewegen. Man könnte auch sagen: Die Form kontrastiert in diesem Fall die Materialität. Ein Bezug zur Kulturgeschichte darf auch nicht fehlen. Die beiden Längsseiten der Buchstützen sind wie Steintafeln in der Antike beschrieben: mit jeweils einem Wort aus dem Gedicht „Corona“ von Paul Celan, das in der Sammlung „Mohn und Gedächtnis“ veröffentlicht wurde. Vom Covid-19-Virus konnte der Dichter zur Entstehungszeit im Jahr 1948 noch nichts ahnen. Doch Zeilen wie „Es ist Zeit, daß es Zeit wird“ passen auch in diese Zeit.


Enwturf:
2021
Stein:
Calacatta Marmor
Fotos:
Erick Knight, KATSEY
Text:
Norman Kietzmann